Die Wiederholung der Tragödie von Bois du Cazier, die sich am 8. August 1956 ereignete, ist ein Schlüsselmoment im Leben der italienischen Gemeinschaften in der ganzen Welt, als Symbol für ihren außerordentlichen Beitrag zum Wohlergehen ihrer Gastländer und ihre Bemühungen um Integration durch Arbeit. Dies gilt für Marcinelle ebenso wie für alle anderen Tragödien der italienischen Emigration, wie z. B. die der amerikanischen Mine von Monongah, die bereits 1907 Hunderten unserer Landsleute das Leben kostete. Die lebendige Erinnerung an diese Katastrophen spornt uns an, auf nationaler und internationaler Ebene mit immer größerem Engagement einen gemeinsamen Weg zu beschreiten, um einen klaren und unnachgiebigen Regelungs- und Kontrollrahmen zu schaffen, die dieser Plage der Arbeitsunfälle ein Ende setzt. Als Vizepräsidentin der Europäischen Kommission und als Präsidentin des Europäischen Parlaments habe ich den Standort Marcinelle mehrfach und immer mit großer Betroffenheit besucht. Im vergangenen Jahr habe ich dies auch als stellvertretender Premierminister und Minister für auswärtige Angelegenheiten und internationale Zusammenarbeit getan. Bei all diesen Anlässen war es mir stets eine Ehre, das Andenken des Landes an die Opfer und den Trost ganz Italiens für die trauernden Angehörigen zu überbringen. Im Jahr 2001, an diesem traurigen Jahrestag, hat die italienische Regierung den Nationalen Tag des Opfers der italienischen Arbeit in der Welt eingeführt, um die vielen Italiener zu ehren, die mit Hingabe und Mut den Namen des Landes in Ehren gehaltn haben.
Ein Engagement, das unsere Landsleute – von den ältesten Gemeinschaften bis hin zu den Protagonisten der neuen Mobilität – auch heute noch überall in der Welt zum Ausdruck bringen, wo sie das italienische Know-how mit dem Stolz auf ihre Wurzeln verbinden. Doch mit seiner hohen Zahl an Opfern, darunter Belgier, Polen, Griechen, Deutsche, Franzosen, Ungarn, Briten, Russen, Ukrainer und Algerier, ist Marcinelle – das sich wenige Monate vor der Unterzeichnung der Römischen Verträge ereignete – vor allem eine europäische Tragödie. An dieser Stelle, an dieser Wunde, die im kollektiven Gedächtnis unseres Kontinents noch immer präsent ist, möchte ich ansetzen, um im Europäischen Parlament – auch dank der Arbeit der italienischen Parlamentsdelegation – einen Konsens zu schaffen, damit dieses Datum auch zu einem „europäischen Gedenktag“ wird. In Marcinelle kamen 262 Bergleute aus 12 verschiedenen Ländern in einer Tragödie ums Leben. Es liegt an uns, ihr Andenken in Ehren zu halten und uns dafür einzusetzen, dass sich solche Tragödien nie wiederholen. Für ein Europa der Arbeit und des Wachstums, in dem der Mensch immer im Mittelpunkt steht.